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an fraeulein enttaeuschung.

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hallo enttäuschung,
schön dass du mich so oft besuchst.
eigentlich
sollte ich mich ja an deine spontanbesuche gewöhnen
aber
es ist doch immer wieder eine überraschung
wenn du an meinem haus kratzt
gegen die fenster schlägst
die türe eintritts
und dabei das möbiliar umschmeißt.

das ganze haus wackelt bei deinen besuchen
so laut lachst du jedes mal.
allein.
ganz heimlich gehst du dann wieder
und hinterlässt eine verwüstung.

manchmal
spült regen die gröbste unordnung weg
den rest muss ich in mühevoller kleinarbeit wieder aufstellen.
ich zeichne feine stiche auf die wände
wenn du wieder gewütet hast
und verdecke sie mit vorhängen
damit sie kein anderer bemerkt.
mein andenken an dich.

ein heilloses durcheinander.
kaum habe ich halbwegs aufgeräumt
kommst du wieder vorbei
und nimmst jedes mal ein stück aus meinem häuschen mit
ohne jemals irgendetwas gutes mitzubringen.

bei mir in der wohnung wird es schon ganz leer
und dunkel
weil ich ständig vorhänge aufhängen muss
um die strichlein zu beschützen.
das einzige das du mir nicht nehmen kannst.
sie sind für immer mein.

in letzter zeit
warst du sehr oft da.
nicht dass ich mich beschweren möchte.
doch deine freunde sind mir nicht sehr sympatisch.


einer malte mir die ganzen wände an
hinterließ hier und da sogar ein paar brandflecken
zerschlug ein fenster
und warf die scherben umher.

einer sagte das haus müsse alleine stehen
nachbarn würden den anblick sicher nicht ertragen
auch besuch sollte verboten werden.
nur er und seine freunde kämen aus mitleid vorbei
für alle anderen sei das haus zu schäbig
so etwas sollte keiner sehen müssen.

ein weiterer sagte nichts.
er schrie.
sobald er mein haus betrat fing er an und hörte nichtmehr auf
schlug wild um sich
und schrie einfach nur wahnsinnig laut.
erst als er mein haus verließ war er wieder stumm.

ein anderer sagte mein haus sei schlecht gebaut
überall wären mängel
die mauern wären zu dick
und der putz sei grauenvoll.
die einzige möglichkeit wäre wohl der komplette abriss.


und alle diese freunde von dir, liebe enttäuschung,
wohnen nun bei mir
auf dem dachboden.
haben es sich dort häuslich eingerichtet.
manchmal sind sie ruhig und ich bemerke sie kaum
doch jedes mal nach einem deiner besuche
irren sie im ganzen haus umher und geben keine ruhe.

nun also, fräulein enttäuschung,
so gut wir uns jetzt auch schon kennen
ich werde mein haus jetzt wohl abschließen müssen.
dann bin ich zwar mit deinen freunden alleine
aber sie sind wohl
im gegensatz zu all den weggezogenen nachbarn
die einzigen
bei denen ich sicher sein kann
dass sie mich und mein haus nie verlassen werden.





ich hab ein haus, ein äffchen und ein pferd.




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